,

NILS FRANKE · ICH · 6.10. – 5.11.17

Sie heißen Juliette, Justine, Aline, Arielle, Lisa, oder auch Schindluder, blonder Junge und Naschkatze: Nils Franke porträtiert Menschen – oder sagen wir besser – er porträtiert 100 Jahre alte, teils verkratzte und vergilbte Fotos von Menschen. Diese Ölgemälde, meist wie die Originale monochrom gehalten, sind ab 6. Oktober 2017 (öffentliche Vernissage ab 20 Uhr) in der Ausstellung “Ich” in der freien Galerie Kunstreich zu sehen.

Der Leipziger Maler wurde beim artig Kunstpreis 2016 mit dem Ausstellungs-Sonderpreis ausgezeichnet, da die Jury mehr von ihm sehen wollte. Nun geht diese Einladung für eine kostenfreie Ausstellung in Erfüllung – und wir freuen uns sehr auf ihn.

ICH - Nils FrankeFrankes Malerei wirkt altmeisterlich, fast „klassisch“ realistisch und dennoch ist sie magisch bis skurril. Nicht im Detail, sondern in manchem der von ihm gemalten Menschen scheint der Teufel zu stecken. Vordergründig mag man ihre starren Blicke, mit dem sie den Betrachter in den Bann ziehen, mit der damaligen Fototechnik erklären: Die Abgelichteten starren misstrauisch in die neumodische Kamera und müssen bewegungslos abwarten, bis die damals langen Belichtungszeiten ein Ende hatten.

Diese aus der Zeit gefallenen, schier ewigen Blicke, dennoch aufgenommen in wenigen Sekunden, schaffen einen ebenso endlosen Raum für Fragen: Wer war der oder die Porträtierte? Was hatte sie nach dem Fototermin im Sinn? Und wie ist‘s ihr ergangen im Leben davor?

Monochrome Außenseiter und “No Gos”

“Ich arbeite an thematischen Außenseitern, an Darstellungen von Kindern und älteren Menschen”, sagt Nils Franke. “Dabei handelt es sich stets um einen Dialog mit Vergangenem, etwa alten Fotos, die ich im Malprozess verwandle, ihnen eine neue Version oder Realität gebe, Alter oder Kindheit entsprechend aufwerte, damit die Unmündigen und, was das Alter angeht, die oft Vergessenen, zu Ikonen mache. Ebenso kokettiere ich gern mit dem „Unerwarteten“, mit Provokationen nahe am Kitsch oder Elementen, die in der Kunstwelt oft unter den „No Gos“ einzuordnen sind, zum Beispiel Blicke, die den Betrachter ungeniert in den Bildraum ziehen, ein kleines Hündchen mit eisernem Kreuz oder Mädchen mit Moustache. Im Schöpfen aus Quellen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts entwickle ich in meinen Bildwelten einen unbestimmten Daseinszustand, indem selbst das Portrait eines Kindern ebenso das Abbild eines längst gegangenen Lebensweges sein kann.”

Das zweite zentrale Motiv in Frankes Arbeiten sind die “Edelsteine der Lüfte”, wie er sie nennt, also grün- und blauschillernde Fliegen. Auch sie verstricken den Betrachter in eine Ambivalenz zwischen Abneigung und Faszination. Der Maler bleibt damit seinem Ästhetizismus treu, mit dem er sich dem reinen Abbilden von Realität oder Natürlichkeit konsequent verweigert.

Nils Franke wurde 1981 in Radebeul bei Dresden geboren und lebt und arbeitet in Leipzig. Er studierte Kunst bei Prof. Astrid Klein an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und schloss als Meisterschüler bei Prof. Peter Bömmels an der Hochschule für Bildende Künste Dresden ab.


→ www.nilsfranke.com
→ Rückblick: artig Kunstpreis 2016


Fotos von der  Vernissage am 6. Oktober 2017:

→ alle Bilder im Fotoblog ansehen

Termine & Öffnungszeiten

  • Freitag, 6. Oktober 2017, 20 Uhr: öffentliche Vernissage der Ausstellung “ICH” von Nils Franke.
  • Bis Sonntag, 5. November 2017, ist die Ausstellung immer Dienstag von 16 bis 20 Uhr und Samstag & Sonntag von 11 bis 17 Uhr zu sehen.
  • Der Eintritt ist frei. Wie immer. Und die Gedanken… ihr wisst schon – sie sind es auch.
0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert