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Salon des Refusés zeigt ausjurierte Werke


Die Alternative für zur Festwochen-Kunstausstellung nicht angenommene Künstler.

Salon des RefusésIm Sommer 2012 reichten Allgäuer Kunstschaffende 567 Werke für die Ausstellung zur Allgäuer Festwoche in Kempten ein, davon wurden von der Jury 489 abgelehnt. 2013 gingen von 479 Werken 403 und 2014 von 452 Werken 386 zurück. Wo kann man diese vielen Werke dennoch sehen? Welche sind wirklich schlecht? Und wer verlor, weil der Platz im Hofgartensaal natürlich beschränkt ist? Fragen, die nun, zumindest teilweise, im Sommer 2014 beantwortet werden sollen: In der Galerie kunstreich mit dem Salon des Refusés, der im Paris des Jahres 1863 seinen Ursprung hat. Und bei dem der Besucher selbst entscheiden kann, was ihn bewegt oder den Kopf schütteln lässt – und selbst entscheiden muss, denn dies nimmt ihm hier keine Jury ab.

Zum Salon des Refusés in der Galerie kunstreich wird jedes der abgewiesenen Kunstwerke angenommen und von Fr. 22. August bis So. 21. September 2014 ausgestellt – fast parallel zur diesjährigen 65. Festwochenausstellung (9. August bis 14. September).
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Fotos von der Vernissage am 22. September 2014

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Hintergrund: Termine, Idee und Bedingungen

Einreichen kann am 15. und 16. August 2014 jeder Künstler, der die Ausjurierung mit dem entsprechenden Ablehnungsschreiben (oder dessen Kopie) belegen kann. Ansonsten gelten die gleichen Zulassungsbedingungen wie die zur Festwochen-Ausstellung: Der Künstler stammt aus dem Allgäu oder wohnt hier seit einem Jahr, und das Werk ist nicht älter als drei Jahre und hänge- oder stelltechnisch einwandfrei (Details s. unten).

Sollte der Platz in den Galerieräumen nicht ausreichen, werden wir auf zusätzliche Stellwände oder eventuell auf eine Petersburger Hängung zurückgreifen. Falls auch das noch nicht reicht, stehen uns für die gesamte Ausstellungszeit weitere Räumlichkeiten im 1. OG des Künstlerhauses in Kempten zur Verfügung.

Kunst ohne Filter: Das Experiment einer grundsätzlich anderen Kunstrezeption

Seinen kunsthistorischen Ursprung hat der Salon des Refusés 1863 in Paris (s. Wikipedia), in seiner Tradition werden inzwischen weltweit ähnliche Ausstellungen gezeigt – und nun erstmals möglichst umfassend wie unjuriert auch im Allgäu. Damals in Paris, als es Fotografie, Video- oder auch abstrakte Kunst noch gar nicht gab, wurden 40% der eingereichten 5.000 Werken ausgewählt. In Kempten werden heute rund 15% der Einreichungen, also weniger als 70 Werke, gezeigt. So stellt sich die Frage, ob mit knapp 70 Werken das Kunstschaffen der Region abgebildet werden kann. Dies ist allerdings keine Kritik an der Auswahl der Jury – denn mehr Werke verträgt der Hofgartensaal wohl kaum – sondern eine Frage nach ausreichend Raum für Kunst, z.B. ob der danebenliegende Saal im Westflügel von Johann Serro nicht auch für die jährliche Festwochenausstellung genutzt werden könnte, sofern er entsprechend  ausgestattet ist?

Solche Überlegungen anzustoßen, ist aber nur Nebeneffekt. Ziel und Grundidee des Salon des Refusés im Allgäu ist, eine grundsätzlich andere Kunstrezeption durch den Betrachter zu ermöglichen: Was ist für mich persönlich Kunst per se, also „ars gratia artis“, was ist fremdreferenziert oder schon tausend Mal gesehen, und was einem Zweck dienende Deko oder Kunsthandwerk?

Auch daher ist dieses Experiment keine Kritik an Jurierung der Festwochenausstellung, denn der artig e.V. will keinen Gegenentwurf zeigen, z.B. nur junge, nur politische, nur unkonventionelle Kunst oder unakademische Art brut, sondern gänzlich unselektiert einfach alle Arbeiten, die ausjuriert und dann für den Salon des Refusés abgegeben wurden. Wenn, dann müssten wir Jurierungen generell in Frage stellen, aber dann hätten wir im April nicht selbst den ebenfalls jurierten artig Kunstpreis 2014 verleihen dürfen.

Es bleibt also bei der Anfangs gestellten Frage: Wohin gehen all die ausjurierten Arbeiten? Wieviele davon verschwinden im „Nirvana der Ungesehenen“ – mangels ausreichender Ausstellungsangebote, Flächen, Chancen und auch finanzieller Mittel, als Künstler zumindest einigermaßen publikumswirksam seine Werke präsentieren zu können?

In diesem Jahr wagen wir für viereinhalb Wochen das Experiment, möglichst viele Werke zu zeigen, die sonst ungesehen wieder im stillen Kämmerlein verschwinden. So hat der erste Allgäuer Salon des Refusés einen eher dokumentatorischen Anspruch. Den Kunstbegriff wird er im Gegensatz zum Original im Jahr 1863 natürlich nicht mehr erweitern oder demokratisieren, aber vielleicht zumindest die Kunstvermittlung etwas „sozialisieren“. Dort im Hofgartensaal der Residenz zu Kempten kann der Besucher eine handverlesene, konzentrierte Auswahl erleben, hier im Salon des Refusés muss er im ungefilterten Wechselspiel unterschiedlicher Qualitäten und Haltungen selbst entscheiden. So kommt der eine oder andere vielleicht auf die Idee, niemals mit einem Juror tauschen zu wollen.

Die Termine:

  • Einreichung: Fr. 15.08. (Mariä Himmelfahrt) und Sa. 16.08.14 jeweils von 11 – 18 Uhr in der Galerie kunstreich des artig e.V., Schützenstraße 7, 87435 Kempten.
  • Die Vernissage des Salon des Refusés findet am Fr. 22.08.14 um 20 Uhr statt; sie ist öffentlich und der Eintritt frei.
  • Die Ausstellung ist bis So. 21.09.14 samstags und sonntags 11 – 17 Uhr und dienstags 16 – 20 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.
  • Abholung der ausgestellten Arbeiten: So. 21.09. 17 – 20 Uhr und Mo. 22.09.14 12 – 18 Uhr.

Die Einreichungsbedingungen

  • Einreichungsgebühren: keine
  • Kennzeichnung: Am Werk müssen
  • Werkzustand: Die Werke müssen trocken und ohne weiteres Eingreifen hänge- oder stellfähig sein. Werke ohne Haken oder Podest werden abgelehnt, ebenso Werke mit rechts- oder ehrverletzenden, z.B. rassistischen Darstellungen und Inhalten. Aus technischen Gründen können Werke mit mehr als 2 Meter Breite oder Höhe leider nicht angenommen werden.
    Ansonsten wird jede Arbeit angenommen, die den Zulassungsbedingungen zur Ausstellung der Allgäuer Festwoche entspricht (Künstler im Allgäu geboren oder hier seit einem Jahr wohnhaft; Werk nicht alter als drei Jahre usw.), aber abgelehnt wurde.
  • Hängung: Gehängt und gestellt wird durch eine Hängekommission des artig e.V. unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Je nach Anzahl der Einreichungen kann eine Petersburger Hängung erfolgen, ebenso besteht die Möglichkeit, die Ausstellung auf Flächen im 1. OG des Künstlerhaus Kempten, Beethovenstr. 2, auszuweiten.
  • Versicherung: Die Werke sind während der Ausstellung versichert; der Veranstalter ist zudem haftpflichtversichert. An- u. Abtransport geschieht auf Gefahr u. Kosten des Einreichers.
  • Werkverkauf: Wird ein Werk während der Ausstellung verkauft, ist es bis zu deren Ende in dieser zu belassen. Verkauf und Versand ist direkt zwischen Künstler und Käufer abzuwickeln, 10 % des Bruttoverkaufspreises sind an den Veranstalter zur Deckung seiner Kosten (gegen Rechnungstellung o. Quittung) abzugeben.
  • Die Abholung muss innerhalb der genannten Zeiten erfolgen; nicht abgeholte Werke gehen in das Eigentum des Veranstalters über.
  • Publikation: Ein Katalog erscheint nicht. Der Veranstalter ist berechtigt, Werke für die Presse- und PR-Arbeit zur Ausstellung unentgeltlich zu reproduzieren und veröffentlichen. Jede Art des Reproduzierens und der Weiterverarbeitung von Fotos ausgestellter Werke zu anderen Zwecken und durch nicht berechtigte Dritte ist untersagt.
  • Veranstalter ist der artig e.V. Kempten, Schützenstraße 7, Email info@artig.st, vertreten durch den Vorstand.
    Künstler bzw. sog. aktive Mitglieder des artig e.V. werden am Salon des Refusés nicht teilnehmen.
1 Kommentar
  1. Hartmut
    Hartmut sagte:

    Lieber Stefan, liebe Künstlerinnen und Künstler,
    die Idee, den ausjurierten Künstlerinnen und Künstlern ein Forum zu bieten, finde ich grossartig, wo heutzutage doch immer nur der Sieger hervorgehoben wird. Schlage vor, alternativ zur Biennale \”artig 201n\” in der Markthalle eine Biennale der ausgeschiedenen Kunstwerke zu veranstalten.

    Mit begeistert artigen Grüssen, Hartmut

    Antworten

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