PRAETORIUS & SCHMIDT · Photo · 16.2. – 18.3.18
„Photo“. Klarer geht ein Ausstellungstitel kaum – und dennoch: Eine, die gefühlt schon immer Malerin war und zumindest auf den ersten Blick eher die schönen Seiten der Welt auf die Leinwand brachte, und einer, der als Künstler in den letzten Jahren vieles und viel Politisches gemacht hat, aber kaum und vor allem keine klassische Fotografie – diese beiden greifen in ihre Archive und machen zusammen eine Fotoausstellung? Zudem: Susanne Praetorius legt ihr altes Handwerkszeug beiseite, und Stephan A. Schmidt holt sein altes wieder hervor?
„Tja. Wieso soll das nicht gehen?“, sagt Schmidt. „Die Freiheit genau für solches, das ist das Wesen der Kunst. Wenn ich mir die aber nicht nehme, sondern unfrei in Rollen oder Zweifeln verhaftet bin, dann kommt nur das Gegenteil von Kunst raus.“
Maler wie Susanne Praetorius sammeln heute nicht mehr nur Skizzen, sondern auch Fotos oder Ausschnitte als Vorlagen für ihre Werke. Manchmal aber lädt man die Bilder aus der Kamera und stößt darunter auf eines, von dem man nur noch sagen kann: Das muss und kann nicht mehr gemalt werden – es ist bereits fertig. „Das ist das Besondere für mich als Malerin“, sagt Praetorius: „Es gibt Fotomotive, die nur als Foto funktionieren, nie als Vorlage für ein Gemälde. Ein Foto ist das, was ich sehe. Ein Gemälde ist das, was ich male.“
Sprach‘s und traf mit Schmidt einen, der das ebenso sieht und ebenfalls bereits etliche Fotografien gesammelt hatte – eigentlich für spätere Einzelprojekte. Doch daraus wird nun halt eine eigene Ausstellung. Für Schmidt, der bis Mitte der 90er noch als Fotograf schwarzweiß für die Presse gearbeitet hat, ist diese Ausstellung „auch Anlass für eine (zumindest temporäre) Rückkehr zu meinen Wurzeln, meinem alten Handwerkszeug und damit auch zu etwas Bodenständigem – also etwas, was meine Kunst ja auch mal vertragen kann“. Heutzutage ist das natürlich ein anspruchsvolles Unterfangen, gutes Handwerk und „normale“ Bilder zu zeigen, während wir über die digitale Welt von Fotos voller Hochglanz, Lärm und Effekthascherei überflutet werden.
Ihre Themenfelder werden die beiden jedenfalls nicht verlassen, sondern nur das Werkszeug tauschen, was auch die bisherige Malerin unterstreicht: „Nichts wirkt auf mich so unmittelbar, wie der Anblick von Wasser und das Eintauchen in dieses Element. Die Stille unter Wasser verstärkt das Sehen, und das Foto wird zur Mitteilung: Schau! Von meinen Reisen mache ich kaum Urlaubs- oder Erinnerungsfotos mit Wiedererkennungswert eines Ortes oder Landes. Dafür aber 78 Wellenaufnahmen, (die ich alle wieder lösche…) oder eine kleine Spinne in Nahaufnahme.“
Wir sind also gespannt auf eine Ausstellung, in der Kunst – wie immer und auch mit der Kamera – kein Abbilden von Realität ist, sondern auch ein Blick freigibt in die Welt(en) zweier Künstler, ihre Wahrnehmungen und Sichtweisen, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
→ www.susanne-praetorius.com
→ www.stephan-a-schmidt.de
Fotos von der Vernissage am 16. Februar 2018:
→ alle Bilder im Überblick im Fotoblog ansehen
Termine & Öffnungszeiten
- öffentliche Vernissage: Fr. 16. Februar 2018 um 20 Uhr, Begrüßung 20:15 Uhr
- Künstlergespräch: So. 18. März um 15 Uhr stehen Susanne Praetorius und Stephan A. Schmidt allen Kunstinteressierten Rede und Antwort.
- geöffnet: Dienstag von 16 bis 20 Uhr und Samstag & Sonntag von 11 bis 17 Uhr ist die Ausstellung bis einschließlich So. 18. März 2018 zu sehen.
- Der Eintritt ist wie immer frei. So wie die Kunst.
Abbildung „Das Auge des Betrachters“: © bartsadowski / Fotolia
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